© Birgit Anna Schumacher
1 | 2 | 3
Auf seinem Bild "Die Geburt der Venus" stellt der große Renaissance Maler Sandro Botticelli die Szene dar, in der die Liebesgöttin Venus als Schaumgeborene auf einer Muschel an die Küste der legendären Insel Cythera gespült wird.
Doch jüngst gewann ein interdisziplinäres Forscherteam aus Archäologen, Anthropologen und Historikern eine sensationelle Erkenntnis: Nicht Cythera war der Ort, an dem Venus den Fluten entstieg, sondern das Neuköllner Weigandufer, genau hier, wo die Wildenbruchbrücke den Schifffahrtskanal überquert.
Neukölln wappnet sich nun, den Ansturm der Touristen aus aller Welt zu bewältigen - denn einer Sage nach werden diejenigen für immer in Liebe vereint sein, die dort baden, wo Venus einst an Land getrieben wurde.
Als großzügige Geste der Anerkennung dieses sensationellen Forschungsergebnisses und wegen des überwältigenden Erfolgs in Frankfurt am Main, wo eine Botticelli-Ausstellung im Frühjahr 2010 rund 367.000 Besucher ins traditionsreiche Städel Museum zog, leihen die Florenzer Uffizien dem Bezirk Neukölln für die Dauer der "48 Stunden" diese kleine, bislang als eher unbedeutend eingestufte Venus-Skulptur von Sandro Botticelli, um sie der Öffentlichkeit an dem Ort präsentieren zu können, der ihre wahre Geschichte markiert: hier an diesem Ufer.
Birgit Anna Schumacher Geboren 1961, Studium der Ethnologie, Afrikanistik und Strukturellen Linguistik in Bonn, Köln und Berlin; arbeitet als Autorin, Kuratorin und Künstlerin über gesellschaftliche Transformationsprozesse mit dem Formatschwerpunkt der temporären Intervention im öffentlichen Raum. Wohnt in Berlin.